IHK: Sie haben im Jahr 2017 authentic.network gegründet. Was ist der Kern Ihrer Unternehmensidee?

Frank Theeg: Genaugenommen haben wir unser Unternehmen zu Weihnachten 2017 „geboren“. Meine Mitgründer waren gerade zum Festtagsurlaub bei ihren Familien im Erzgebirge. Ohne Alexander Seyfert, ein erfahrener Startup-Spezialist, der im Silicon Valley in den USA lebt, und ohne Dr. Jörg Kaufmann, ein Wissenschaftler, der mit uns die dem Unternehmen zugrunde liegende Druck-Technologie entwickelt hat, wäre aus authentic.network zunächst nichts geworden. Der Kern der Unternehmensidee liegt darin, sämtliche physischen Produkte mit einer unkopierbaren ID zu bedrucken oder zu bekleben und die Waren damit identifizierbar, fälschungssicher und nachverfolgbar zu machen.

IHK: Sie haben sich in einem aktuellen Technologietrend aufgestellt. Die Anwendungsmöglichkeiten der Blockchaintechnologie sind noch nicht ausgelotet.
Wie sehen Sie Ihre Chancen im weltweiten Markt?

Frank Theeg: Die Chancen sprengen unseren bisherigen Horizont, da wir faktisch überall Probleme lösen und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Denn unsere Technik funktioniert erfolgreich so: Sobald jemand versucht, die ID auf den Waren zu kopieren, gibt es innerhalb von Sekunden ein Alarmsignal an Endverbraucher, an uns und damit auch an den Hersteller. Ich will ein Beispiel für eine kluge Anwendungsmöglichkeit im internationalen Markt bringen. Überall auf der Welt erleben wir Katastrophen. Um die Folgen, beispielsweise eines Erdbebens in Lateinamerika, abzumildern, reisen Hilfskräfte in die Krisenregionen. Diese müssen sich jedoch verlässlich und nachvollziehbar ausweisen können. Authentik.network ermöglicht es, vor Ort fälschungssichere Ausweisdokumente zu drucken. Das funktioniert schnell, bürokratiearm und sogar ohne Internetverbindung – denn W-Lan ist oft das letzte, was in einer vom Erdbeben zerstörten Infrastruktur anliegt. Der Anwender benötigt einzig ein Smartphone.

IHK: Profitieren Sie vom Unternehmensstandort Chemnitz?

Frank Theeg: Ganz erheblich. Durch Netzwerke zum Beispiel. Der Innovationspace Q-HUB ermöglichte uns die Nutzung seiner Netzwerkstrukturen. Wir konnten im Zentrum Testreihen durchführen sowie von den guten Kontakten zu Kapitalgebern und Märkten profitieren. Derzeit verhandeln wir mit mehreren afrikanischen Regierungen über die Einführung fälschungssicher

gebrandeter Medikamente zur Malaria-Bekämpfung. Der Kontakt kam über die Veranstaltung „Business trifft Afrika“ in der IHK Chemnitz zu Stande. Man muss sich vorstellen, dass in afrikanischen Ländern mehrere 100.000 Menschen jedes Jahr sterben, weil sie gefälschte Medikamente einnehmen. Wir können was dagegen tun und bekommen dafür auch Unterstützung von regionalen und überregionalen Unternehmen, wie Elektro-Vieweg, Mailingwork, der Deutschen Bank Chemnitz sowie Peppermint. Mit deren Unterstützung spenden wir beispielsweise im ersten Schritt 50.000 Mund-Nase-Schutzmasken an den Staat Elfenbeinküste. Diese machen wir fälschungssicher und deren Zertifikate über das Smart Phone nachweisbar.

IHK: Welche Unternehmen profitieren von Ihrer Dienstleistung und Produkten?

Frank Theeg: Alle, die dem Endkunden Fälschungssicherheit ihrer Produktionslinien garantieren wollen und neue digitale Geschäftsmöglichkeiten für ihre Produkten sehen. Die Unternehmen, die mit authentic.network wirtschaftlich erfolgreich sein wollen, profitieren später nicht nur von der Nachverfolgbarkeit ihrer Waren – neben Medikamenten und Dokumenten können das auch Markenschuhe und -kleidung oder sensibel entwickelte Maschinensysteme sein –, sondern auch von digitalen Services. Hier ein Beispiel: Ein Unternehmen hat massiv mit chinesischen Billigimporten und Fälschungen zu kämpfen. Wie hebt man sich ab? Wir können zum einen die Produkte zu 100 Prozent absichern und damit die Unternehmensmarke stärken. Zum anderen können wir das Produkt mit digitalen Services verknüpfen. Nehmen wir exemplarisch ein Räuchermännchen. Der Endkunde kann ganz einfach via Scan mit seinem Smartphone erkennen, das der kleine Mann echt ist, er bekommt nun auch ein Video vom Handwerker gezeigt, wie er an dem Räuchermann arbeitet, nebenbei sieht der Kunde zwei Buttons. Einen „Gefällt mir“-Button und einen weiteren, mit dem der Kunde noch eine passende Räucherfrau kaufen kann. Das „Gefällt mir“ geht viral, andere sehen es und werden angesteckt auch diesen Räuchermann haben zu wollen.

IHK: Vor welchen unternehmerischen Herausforderungen stehen Sie?

Frank Theeg: Zum Beispiel bei Verhandlungen mit Regierungen in Drittweltländern. Dort verbrennt man aus deutsch-gewohnter Bürokratensicherheit echt Nerven. Verabredungen sind da schnell hinfällig. Die fehlende Bürokratie in unseren Kooperationsstaaten ist ein Vorteil für uns. Dort wurde schon vor zehn Jahren direkt zu digitaler Arbeitsweise übergegangen. Bargeldloses Bezahlen ist an der Tagesordnung.

Wir wünschen viel Erfolg beim Unternehmensaufbau.

Quelle: https://www.chemnitz.ihk24.de/share/flipping-book/4923418/index.html#page/30